Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist eine der wichtigsten Absicherungen für den Fall, dass Sie aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten können. Beim Abschluss dieser Versicherung spielen die Gesundheitsfragen eine zentrale Rolle. Doch keine Sorge: Mit den richtigen Informationen sind Sie bestens auf den Antrag vorbereitet. In diesem Beitrag erkläre ich Ihnen, warum die Gesundheitsfragen so wichtig sind, worauf Sie achten sollten und wie Sie häufige Stolpersteine vermeiden können.
Warum gibt es Gesundheitsfragen bei der Berufsunfähigkeitsversicherung?
Gesundheitsfragen sind für Versicherer ein wichtiger Bestandteil, um Ihr persönliches Risiko korrekt einzuschätzen und angemessene Prämien zu berechnen. Die Antworten beeinflussen, ob ein Vertrag zustande kommt und zu welchen Konditionen Sie versichert werden.
Falls Sie noch unsicher sind, welcher Tarif am besten zu Ihnen passt, empfehle ich Ihnen den Beitrag “Tipps für die richtige Berufsunfähigkeitsversicherung”. Dort erfahren Sie Schritt für Schritt, worauf Sie bei der Auswahl achten sollten.
Die Gesundheitsprüfung – der Schlüssel zu Ihrem BU-Vertrag
Bei der Antragstellung durchlaufen Sie eine Gesundheitsprüfung. Sie beantworten Fragen zu Ihrer körperlichen und psychischen Verfassung, Ihren bisherigen Erkrankungen und möglichen Behandlungen. Dies hilft dem Versicherer, Ihre Risiken besser einzuschätzen und faire Beiträge festzulegen.
Die anonyme Risikovoranfrage: Ihre Chance auf Klarheit
Falls Sie unsicher sind, ob Ihre gesundheitliche Vorgeschichte den Abschluss erschwert, können Sie eine anonyme Risikovoranfrage nutzen. Dabei übermittelt ein unabhängiger Versicherungsmakler Ihre Gesundheitsdaten ohne persönliche Identifizierung an mehrere Versicherer. So erhalten Sie unverbindliche Angebote und können die Konditionen vorab prüfen – ohne Risiko für Ihren Eintrag in die Versicherungshistorie.
Welche Gesundheitsfragen erwarten Sie bei der BU?
Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung möchten die Versicherer möglichst detaillierte Informationen über Ihren Gesundheitszustand erhalten, um Ihr individuelles Risiko korrekt zu bewerten. Die häufigsten Fragen decken dabei verschiedene Aspekte ab.
Wichtig zu wissen: Die Gesundheitsfragen variieren stark von Versicherer zu Versicherer. Für junge Leute gibt es oft verkürzte Abfragen, die den Abschluss erleichtern. Ein Beispiel: Während die Signal Iduna Gesundheitsangaben über einen Zeitraum von 10 Jahren für stationäre Behandlungen verlangt, fragt die Baloise nur die letzten 5 Jahre ab.
Das bedeutet für Sie: Ein Antrag kann bei einem Versicherer abgelehnt werden, während ein anderer Anbieter Sie unter denselben Voraussetzungen problemlos annimmt.
Achten Sie daher darauf, nicht nur bei wenigen Versicherern anzufragen. Eine zu eingeschränkte Auswahl kann Ihre Chancen auf einen erfolgreichen Vertragsabschluss deutlich verringern. Ein umfassender Vergleich erhöht Ihre Erfolgsaussichten und hilft Ihnen, die besten Konditionen zu sichern. Die häufigsten Fragen decken dabei verschiedene Aspekte ab:
1. Körpergröße und Gewicht
Angaben zu Ihrer Körpergröße und Ihrem Gewicht dienen zur Berechnung Ihres Body Mass Index (BMI). Ein stark abweichender BMI – ob Untergewicht oder starkes Übergewicht – kann das Risiko für gesundheitliche Probleme erhöhen und möglicherweise zu höheren Beiträgen oder sogar einer Ablehnung führen.
2. Aktueller Gesundheitszustand
Die Versicherer fragen nach Ihrem aktuellen Gesundheitszustand. Dazu gehören Beschwerden oder Erkrankungen wie:
- Psychische Erkrankungen: Depressionen, Burnout oder Angststörungen.
- Allergien und Atemwegserkrankungen: Asthma, chronische Bronchitis oder Heuschnupfen.
Haut- oder - Stoffwechselerkrankungen: Neurodermitis, Diabetes oder Schilddrüsenprobleme.
3. Chronische Erkrankungen und Vorerkrankungen
Chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes oder Rückenprobleme werden explizit abgefragt. Auch frühere Erkrankungen oder Beschwerden, die länger zurückliegen, können relevant sein und sollten genau angegeben werden.
4. Aktuelle und frühere Behandlungen
Ob Operationen, Krankenhausaufenthalte, Kuraufenthalte oder regelmäßige Arztbesuche – die Versicherer möchten wissen, ob und wie oft Sie in den letzten Jahren medizinisch behandelt wurden. Diese Informationen geben Aufschluss über Ihre allgemeine Gesundheit und mögliche Risiken.
5. Medikamenteneinnahme
Nehmen Sie dauerhaft Medikamente ein? Dies ist besonders bei Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Asthma relevant. Auch die Art und Häufigkeit der Einnahme kann für die Risikoabschätzung entscheidend sein.
6. Beschwerden des Bewegungsapparats
Rückenschmerzen oder Gelenkbeschwerden gehören zu den häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit. Daher wird gezielt nach Problemen mit Wirbelsäule, Hüfte, Knien oder anderen Gelenken gefragt.
7. Alkohol-, Medikamenten- und Drogenkonsum
Ein erhöhter oder regelmäßiger Konsum von Alkohol, Drogen oder bestimmten Medikamenten gilt als Risikofaktor für Berufsunfähigkeit. Versicherer fragen häufig, ob und in welchem Maße diese Substanzen in den letzten fünf Jahren konsumiert wurden. Auch Rauchen wird als potenzielles Risiko abgefragt und kann die Beiträge erhöhen.
8. Hobbys und risikoreiche Freizeitaktivitäten
Betreiben Sie Extremsportarten wie Bergsteigen, Fallschirmspringen oder Tauchen? Diese Aktivitäten erhöhen das Risiko für Unfälle und Verletzungen, weshalb Versicherer solche Hobbys genau prüfen. Auch andere gefährliche Freizeitaktivitäten können den Versicherungsschutz beeinflussen.
Beispiele für Gesundheitsfragen bei der BU-Versicherung
Hier sind Beispiele für typische Formulierungen, wie Versicherer Gesundheitsfragen im BU-Antragsformular stellen könnten:
- „Wurden Sie in den letzten fünf Jahren wegen Beschwerden, Krankheiten oder Verletzungen regelmäßig medizinisch behandelt oder untersucht? Wenn ja, geben Sie bitte Diagnosen, Behandlungsdauer und Namen der behandelnden Ärzte an.“
- „Nehmen Sie derzeit regelmäßig Medikamente ein, oder haben Sie in den letzten fünf Jahren Medikamente dauerhaft eingenommen? Wenn ja, geben Sie bitte die Medikamente, Dosierungen und den Grund der Einnahme an.“
- „Haben Sie in den letzten fünf Jahren Krankenhausaufenthalte, Reha- oder Kurmaßnahmen gehabt? Wenn ja, nennen Sie bitte die Gründe, Zeiträume und behandelnden Einrichtungen.“
- „Gab es bei Ihnen in den letzten fünf Jahren Diagnosen oder Behandlungen im Zusammenhang mit psychischen oder psychiatrischen Erkrankungen, wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout?“
- „Leiden Sie unter chronischen Erkrankungen, wie Diabetes, Bluthochdruck, Asthma oder anderen Erkrankungen, die eine dauerhafte Behandlung erfordern?“
- „Hatten Sie in den letzten fünf Jahren Beschwerden an der Wirbelsäule, Bandscheiben, Gelenken oder anderen Teilen des Bewegungsapparats, die medizinisch behandelt wurden oder werden?“
- „Haben Sie in den letzten fünf Jahren regelmäßig Alkohol konsumiert, Nikotinprodukte verwendet oder Betäubungsmittel/Drogen eingenommen? Wenn ja, nennen Sie bitte die Art, Häufigkeit und Dauer.“
- „Betreiben Sie Extremsportarten oder gefährliche Freizeitaktivitäten, wie z. B. Fallschirmspringen, Motorsport, Klettern oder Tauchen? Wenn ja, geben Sie bitte Art, Häufigkeit und Ausübungszeitraum an.“
- „Haben Sie in den letzten zwölf Monaten Zigaretten, Zigarren, Pfeifen, Schnupftabak oder andere Nikotinprodukte konsumiert? Wenn ja, wie oft und in welchen Mengen?“
- „Wurde Ihnen in den letzten fünf Jahren eine Versicherung auf Leben, Berufsunfähigkeit oder Unfall von einem anderen Versicherer abgelehnt, zurückgestellt oder mit Leistungseinschränkungen angeboten? Wenn ja, nennen Sie bitte den Anbieter und den Grund.“
Zusätzlich zu diesen Standardfragen können bei hohen BU-Renten auch spezifische Untersuchungen verlangt werden, z. B. zu Herz- oder Stoffwechselerkrankungen.
Wie wirken sich Ihre Antworten auf die BU-Beiträge aus?
Ihre Angaben zu den Gesundheitsfragen haben direkten Einfluss auf die Prämienhöhe und die Vertragsbedingungen. Der Versicherer berechnet die Beiträge basierend auf Ihrem individuellen Risiko.
Einfluss auf Beiträge und Leistungen
Chronische Erkrankungen können sich direkt auf die Kosten Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung auswirken. Geben Sie solche Erkrankungen an, stuft der Versicherer das Risiko oft höher ein, was zu einem Anstieg der Beiträge führen kann. In manchen Fällen werden bestimmte Vorerkrankungen sogar vom Versicherungsschutz ausgeschlossen, sogenannte Leistungsausschlüsse.
Die Höhe der Beiträge hängt außerdem stark von Faktoren wie Ihrem Beruf, Ihrem Alter und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Möchten Sie genau wissen, wie sich die Kosten zusammensetzen und welche Tipps Ihnen helfen, Beiträge zu sparen? Dann werfen Sie einen Blick auf den Beitrag: “Was kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung? Konkrete Beispiele + Spartipps”.
Mein Tipp: Bevor Sie einen Vertrag abschließen, vergleichen Sie verschiedene Anbieter. Einige Versicherer sind kulanter bei Vorerkrankungen oder bieten bessere Bedingungen trotz gesundheitlicher Einschränkungen.
Risiken falscher oder unvollständiger Angaben
Unvollständige oder unwahre Antworten können schwerwiegende Konsequenzen haben. Im schlimmsten Fall kann der Versicherer den Vertrag auflösen oder Leistungen verweigern. Zudem könnten Sie bereits erhaltene Zahlungen zurückerstatten müssen. Um dies zu vermeiden, ist es ratsam, bei Unsicherheiten die Hilfe eines professionellen Versicherungsmaklers in Anspruch zu nehmen.
Was passiert bei Änderungen Ihres Gesundheitszustands nach Vertragsabschluss?
Eine Veränderung Ihres Gesundheitszustands nach dem Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung hat in der Regel keinen Einfluss auf den bestehenden Vertrag. Der Versicherungsschutz basiert ausschließlich auf den Angaben, die Sie bei der Antragstellung gemacht haben.
Bei einer Verschlechterung Ihres Gesundheitszustands müssen Sie nichts unternehmen. Diese hat keinerlei Auswirkungen auf Ihren bestehenden Versicherungsschutz.
Anders sieht es bei einer Verbesserung Ihrer Gesundheit aus: In solchen Fällen können Ausschlussklauseln nach einer erneuten medizinischen Prüfung entfernt werden. Risikozuschläge entfallen sogar gänzlich, wenn der ursprüngliche Gesundheitsgrund nicht mehr vorhanden ist — darauf haben Sie sogar einen rechtlichen Anspruch.
Sollte Ihr Versicherer jedoch Fragen haben oder zusätzliche Informationen anfordern, ist es wichtig, transparent zu bleiben. Dies kommt jedoch nach finalem Vertragsabschluss nicht mehr vor, es sei denn, Ihr Antrag ist noch nicht bestätigt oder Sie haben eine Erkrankung nachgemeldet. Informieren Sie in solchen Fällen Ihren Anbieter rechtzeitig, um Missverständnisse oder mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Falls Ihre aktuelle Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr zu Ihren Bedürfnissen passt, könnte ein Wechsel sinnvoll sein. Wie Sie den Schutz nahtlos auf eine neue Versicherung übertragen, ohne Risiken einzugehen, erfahren Sie im Beitrag: “Berufsunfähigkeitsversicherung wechseln? Schritt für Schritt zur neuen BU”.
So läuft die Gesundheitsprüfung bei der Berufsunfähigkeitsversicherung ab
Die Gesundheitsprüfung ist ein zentraler Bestandteil des Antragsprozesses und erfolgt in mehreren Schritten. Sie dient dazu, das individuelle Risiko Ihres Antrags einzuschätzen und die Versicherungsprämien entsprechend festzulegen. Hier sind die wichtigsten Schritte im Überblick:
1. Ausfüllen des Gesundheitsfragebogens
Zu Beginn erhalten Sie einen detaillierten Fragebogen, in dem Sie Informationen zu Ihrem Gesundheitszustand, Ihren Lebensgewohnheiten und Ihrer beruflichen Tätigkeit angeben müssen. Typische Fragen betreffen:
- Chronische Erkrankungen oder Beschwerden, wie Rückenschmerzen oder psychische Erkrankungen.
- Frühere Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Operationen.
- Regelmäßige Medikamenteneinnahme und gesundheitliche Risiken, z. B. durch Rauchen oder Extremsportarten. Es ist essenziell, alle Angaben vollständig und wahrheitsgemäß auszufüllen, da fehlerhafte oder unvollständige Informationen später zu Problemen führen können, etwa einer Ablehnung von Leistungen.
2. Arztbesuch nur in Einzelfällen
In den meisten Fällen reicht der ausgefüllte Fragebogen aus, um die Gesundheitsprüfung abzuschließen. Sollten jedoch Auffälligkeiten oder unklare Angaben vorliegen, kann der Versicherer zusätzliche Untersuchungen anfordern. Dies könnte beispielsweise ein ärztlicher Bericht oder eine gezielte medizinische Untersuchung sein, um den Gesundheitszustand genauer zu überprüfen.
Ein solcher Arztbesuch wird jedoch nur bei Verdacht auf relevante Risiken angefordert und ist daher eher die Ausnahme.
3. Prüfung der Ergebnisse
Nach der Auswertung Ihrer Angaben entscheidet der Versicherer, ob und zu welchen Konditionen der Vertrag abgeschlossen wird. Mögliche Szenarien sind:
- Normale Annahme: Ihr Gesundheitszustand wird als risikoarm eingeschätzt, und der Vertrag wird ohne Einschränkungen abgeschlossen.
- Risikozuschläge: Liegen erhöhte Risiken vor, etwa durch bestehende Vorerkrankungen, kann der Versicherer höhere Beiträge verlangen.
- Leistungsausschlüsse: In einigen Fällen können bestimmte gesundheitliche Risiken, wie chronische Erkrankungen, von der Absicherung ausgeschlossen werden.
- Ablehnung: Bei schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen kann der Versicherer den Antrag komplett ablehnen.
Tipps für das Ausfüllen der Gesundheitsfragen
- Recherchieren Sie Ihre Krankheitsgeschichte:
Besorgen Sie sich Berichte und Unterlagen zu früheren Diagnosen und Behandlungen. - Halten Sie Zeiträume ein:
Achten Sie auf die Zeiträume, die in den Fragen genannt werden (z. B. letzte 5 oder 10 Jahre). - Keine Interpretationen:
Beantworten Sie die Fragen so, wie sie gestellt sind – ohne Interpretationen oder Beschönigungen. - Denken Sie an bestehende Krankheiten:
Aktuelle Beschwerden dürfen nicht übersehen werden. - Holen Sie sich Unterstützung:
Ein unabhängiger Versicherungsmakler kann Sie bei der Antragstellung unterstützen, damit Sie Fehler vermeiden.
Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen – geht das?
Manche Anbieter bieten Berufsunfähigkeitsversicherungen ohne Gesundheitesprüfung, oder nur mit vereinfachter Gesundheitsprüfung an, z. B. bei Gruppenverträgen oder in bestimmten Berufsgruppen. In diesen Fällen fallen die Fragen weniger umfangreich aus, allerdings kann der Schutz eingeschränkt sein.
Alternativ kann eine Grundfähigkeitsversicherung eine Lösung sein, wenn aufgrund von Vorerkrankungen keine BU abgeschlossen werden kann. Diese deckt grundlegende Fähigkeiten wie Gehen, Sehen oder Hören ab, bietet jedoch weniger umfassenden Schutz als eine BU.
Fazit: Warum Gesundheitsfragen bei der Berufsunfähigkeitsversicherung entscheidend sind
Die Gesundheitsfragen sind ein wesentlicher Bestandteil beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Ehrlichkeit und Sorgfalt bei der Beantwortung dieser Fragen sind unerlässlich, um spätere Probleme zu vermeiden und den optimalen Schutz zu erhalten. Nutzen Sie die Möglichkeit, Angebote zu vergleichen, und ziehen Sie bei Unsicherheiten Experten hinzu – so sind Sie auf der sicheren Seite.